The white lotus, Weißer Lotus, 백련

an interactive ritual, art event

Museum Villa Stuck , Munich 2006

Museum Villa Stuck, Munich 2006

Museum Villa Stuck, Munich 2006

at Marienhof – art for public space, , Munich , 2015
at Marienhof – art for public space, , Munich , 2015
St. Otillien Germany, 2016

„Weißer Lotus“Ein interaktives Ritual
von Hyon-Soo Kim


Im Zentrum des Projekts steht eine weiße Lotusblüte, die als überdimensionierte Skulptur
im öffentlichen Raum aufgestellt wird. Der skulpturale Eingriff wird durch eine
Performance, ein „Interactives Ritual“, frankiert.
An der Lotusblüte wird mindestens dreimal ein Ritual stattfinden; das Ritual der 108
Verbeugungen, die im Sinne der buddhistischen Lehre die 108 Leidenschaften und
Qualen repräsentieren.
Installation und Interaktion „Weißer Lotus“
An einem öffentlich zugänglichen Platz in München wird die Lotusblüte mit ihren
geöffneten Blättern platziert. Der städtische Rosengarten an der Isar wäre für eine
Präsentation des „Weißen Lotus“ ideal geeignet. Die überdimensionale asiatische Blume
wirkt im Umfeld der einheimischen Pflanzen irritierend; wie als – zeitlich befristetes –
Geschenk aus einer fremden Welt. Die Blütenskulptur grenzt einen Raum aus dem
alltäglichen Funktionsgeflecht aus und lädt zur Meditation ein.
Die Materialbeschaffenheit der Lotusblüthenskulptur ist aus leuchtend weißem Hartplastik
(ist somit Wetterungsresistenz) und mißt ca. 2.7 m x 5.5 m im Durchmesser. Die Skulptur
ist bereits hergestellt worden und befindet sich im Besitz der Künstlerin.

Symbolische Bedeutung der „Lotusblüte“

Die Lotusblüte spielt eine wichtige Rolle in der Gedankenwelt vieler Kulturen und Zeiten.
Bereits die frühe griechische Kultur verehrte die Lotusblume, denn sie repräsentierte, von
oben betrachtet, die Sonne, welche die Griechen als lebensspendendes Prinzip hoch verehrten. In Ägypten wurde die Lotusblume zum Symbol für Wiedergeburt, da sich die Blüte allabendlich schließt und morgens ihre Blätter wieder öffnet.
Auch der Buddhismus und der Hinduismus kennen eine reiche mit dem Lotus verbundene Symbolik. Die auf den Urgewässern schwimmende Knospe der Lotusblüte gilt, ähnlich der Welt als Symbol der Gesamtheit aller noch nicht entfalteten Möglichkeiten vor Erschaffung
der Welt, die geöffnete Blüte ist ein Sinnbild der Schöpfung. Die achtblättrige Lotusblüte ist ein Symbol aller Himmelsrichtungen und damit zugleich ein Sinnbild der kosmischen Harmonie. In diesem Zusammenhang begegnet sie uns häufig als Meditationszeichen.
Brahma wird meistens auf einem Lotusblatt, Buddha auf einer Lotusblüte bzw. aus ihr hervorgehend dargestellt. Die tausendblättrige Lotusblüte gilt als Symbol aller geistigen Offenbarungen. In Indien wird häufig auch zwischen der rötlichen Lotusblüte als sonnenhaftem und der bläulichen als mondhartem Symbol unterschieden.
Die Sutras sagen, dass die Lotusblüte vier Tugenden hat: wunderbaren Duft, Reinheit, Weichheit und heitere Lieblichkeit. Und während die meisten Pflanzen erst nach der Blüte Früchte tragen, blühen die Lotusblüten, wenn ihre Früchte reif sind, Ursache und Wirkung
spielen sich simultan ab. Die Buddhisten glauben deshalb, dass die Lotusblüte Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf einmal enthüllt.

St. Otillien Germany , 2016



Bedeutung und Umsetzung des „Interactives Rituals“
der 108 Verbeugungen im Kontext des Buddhismus(Dharma der Reue)

Die Zahl 108 symbolisiert die 108 Leidenschaften und Qualen. Die 108 Verbeugungen
bilden eine Zusammenfassung der insgesamt 84.000 Leidenschaften und Qualen. Die drei
Zeiten (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) stehen in Beziehung zu den drei
Haltungen von Anziehung, Ablehnung und Gleichmut; diese fußen auf den sechs Wurzeln
des Leidens (den Sinnen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und dem
Bewusstsein). Das ergibt 54 Leiden, die sich konstant im Kreislauf des binären Zyklus des Lebens und Sterbens abwechseln.
Dies ergibt die Multiplikation von 3 x 3 x 6 x 2 = 108. Die 108 Verbeugungen, die wir mit dem ganzen Körper ausführen, helfen, die Illusionen zu vernichten. Indem wir mit fünf Stellen unseres Körpers den Boden berühren, unterwerfen wir die sechs Wurzeln des Leidens.
Vor der Skulptur „Weißer Lotus“ werden öffentlichen 108 ganze Verbeugungen ausgeführt.
Das „Interaktives Ritual“ dauert ca. 20 bis 30 Minuten und findet dreimal während dem Aufstellungszeitraum in München statt. Die Performance wird öffentlich angekündigt sowie werden die Passanten zum mitmachen eingeladen. Während dieses Rituals wird geschwiegen. Es werden Kissen für die Zuschauer bereit gestellt, die sie benutzen können, entweder zu den 108 Verbeugungen oder zum Sitzen und Stehen, aber immerm schweigend.


Künstlerische Absicht
Mit dem „Interaktives Ritual“ soll es zu einer konkreten, anschaulichen und tiefen
Begegnung und Freundschaft von Ost und West, von Nord und Süd kommen. Es wird die Menschen veranlassen, zu sich zu kommen, Frieden zu finden, sich für einige Zeit auf ihr
Inneres zu konzentrieren. Inmitten der Hektik der Großstadt kann sich so meditative Stille
ausbreiten.
Die Künstlerin ist nun schon seit 30 Jahren in Deutschland, davon lebte sie die meiste Zeit
in München. Hyon-Soo Kim ist eine Reisende, nicht zwischen West und Ost, sondern eine
Reisende, die Verbindungen schafft, Netzwerke knüpft in einer globalisierten Welt.

Mit dermKunstaktion möchte diese interkulturellen Verbindungen visualisieren, bildlichm veranschaulichen.
Auf diese Weise kommt es zu einem Dialog der Kulturen. West und Ost begegnen sich im gegenseitigen Respekt vor der Blüte. Neben dieser Akzeptanz von Kulturleistungen des jeweils anderen Kontinents wird mit der Kunstaktion „Weisser Lotus“ auch der Nährboden
für Frieden und Glück bereitet.
Das Projekt „Weisser Lotus“ sollte als starkes künstlerisches Zeichen für die Möglichkeit
eines Dialoges zwischen den Kulturen angesehen werden. Dieser Dialog der Kulturen spiegelt sich im Leben der Künstlerin wie in ihrer interaktives künstlerischen Formensprache und Ausdrucksweise deutlich wieder.

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